Äthiopien freut sich über warmen Goldregen

5 Mai

Äthiopien freut sich über warmen Goldregen

Die Regierung des nordostafrikanischen Staats Äthiopien wurde in dieser Woche die freudige Nachricht überbracht, dass 4 Provinzen des Landes über kumulierte Goldvorkommen in einem Volumen von mindestens 570.000 Kilogramm verfügen. Überbringer der frohen Botschaft war die äthiopische Minenfirma National Mining Corporation, die nun zu einem früheren Zeitpunkt vorliegende geologische Daten des Energie- und Minenministeriums über den Mineralienreichtum der Regionen offiziell bestätige. Wie aus der Machbarkeitsstudie zu den vorgesehenen Projekten hervorgeht, blickt das Land in den kommenden 30 Jahren der Einnahme von zusätzlichen Steuern und Lizenzabgaben von $17,6 Mrd entgegen.

Beobachter hoffen, dass die Abbaueinnahmen nicht in den dunklen Kanälen der Korruption verschwinden werden

$17,6 Milliarden viel Geld für einen Staat, der auf jeden Penny angewiesen ist, um sich zukünftig unabhängiger von internationalen Hilfsleistungen zu machen. Die National Mining Corporation ist eine von Äthiopiens größten Minenfirmen und wird nach den in der letzten Woche bestätigten Goldfunden in den beiden Provinzen Oromia und Tigray zum größten Abbauunternehmen des Landes avancieren. Neben dem Mineralienreichtum der beiden Provinzen kann die Firma in der Zukunft überdies auf die Förderung von Gold in den Regionen Dawa und Werri setzen.

Laut der durch das südafrikanische Unternehmen Venmyn ausgearbeiteten Machbarkeitsstudie wird der über einen Zeitraum von 30 Jahren erfolgende Goldabbau dem äthiopischen Staat zusätzliche Steuereinnahmen und Lizenzabgaben in Höhe von $17,6 Milliarden bescheren. Wie aus vorläufigen Berechnungen hervorgeht, kann die National Mining Corporation bereits mit dem Abbau von rund 81 Kilogramm Gold in der Provinz Dawa beginnen, bevor die Minenproduktion in drei Jahren offiziell in Betrieb genommen wird. Die Region Dawa soll laut Studien allein über Goldvorkommen in Höhe von rund 550.000 Kilogramm verfügen. Deren Abbau wird über die kommenden zwanzig Jahre erfolgen, die dem Unternehmen Einnahmen in Höhe von etwa $4 Milliarden bescheren werden.

Auch die Provinz Werri verfügt über Gold- und Silbervorkommen, die jedoch einen weitaus bescheideneren Umfang aufweisen als die drei anderen Regionen. Laut Studien werden sich die Erträge aus dem Gold- und Silberabbaugeschäft in den kommenden neun Jahren auf rund $85 Millionen belaufen. In der Provinz Werri entdeckten die Geologen der National Mining Corporation ein Silberdepot im Umfang von etwa 2 Millionen Kilogramm. Wie in vielen anderen Fällen wird Silber nach Start der Produktion als Nebenprodukt beim Abbau von Zink und Blei anfallen. Die in Werri bestätigten Zink- und Bleivorkommen sind nämlich weitaus größer und sollen sich im Fall von Blei auf 50,4 Millionen Kilogramm belaufen.

Das Zinkdepot hat laut den Kalkulationen einen Gesamtumfang von 42,4 Millionen Kilogramm. Bevor die Förderung in Werri beginnen wird, muss das Unternehmen jedoch noch einige Auflagen des äthiopischen Energie- und Minenministeriums erfüllen. Dazu gehört in erster Linie die Ausarbeitung einer Umweltstudie, um die Auswirkungen aus dem geplanten Abbau auf die Landwirtschaft und die lokal ansässige Bevölkerung zu eruieren. Insgesamt wird die National Mining Corporation einen Betrag von $326,5 Millionen aufbringen müssen, um mit der Produktion von Gold, Silber, Blei und Zink in allen vier Provinzen zu beginnen.

Da es sich im Falle von Dawa um das größte Projekt handeln wird, ist die veranschlagte Investitionssumme von $121,5 Millionen zum Aufbau eines Minenbetriebs auch die höchste. Äthiopiens Regierung wird einen Teil der kalkulierten Einnahmen aus dem Mineralienabbau dazu nutzen, um in den nächsten Jahren mehr Geld in das heimische Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem zu investieren. Äthiopien verfügt über rund 80 Millionen Einwohner und beheimatet damit – nach Nigeria – die zweitgrößte Population aller afrikanischen Staaten. Die zusätzlichen Einnahmen könnten dem Land dazu dienen, sich in der Zukunft unabhängiger von den Hilfszusagen der internationalen Gemeinschaft zu machen. Wie die arabische Regierung des Nachbarlandes Nordsudan wird Äthiopiens Staatsführung im Angesicht eines weltweiten Rohstoffbooms auf den Mineralienreichtum des Landes setzen, um ihre Einnahmen aus Steuern und Gebühren in den nächsten Jahren signifikant zu steigern. Zu hoffen bleibt, dass nicht ein Großteil der zusätzlichen Gelder im Sande der Korruption verrinnen wird, da sie dem Land dann nicht zur zukünftigen Entwicklung zur Verfügung stehen, sondern lediglich die Taschen weniger einflussreicher Einzelpersonen füllen würden.

Publizist: Martin Wirth